Ausstellungen Vorschau

Anima-L

Tierdarstellungen in der Sammlung Prinzhorn

5. Dezember 2024 bis 30. März 2025

Anonym, Teufelsziege, 1926, Inv. Nr. 4995. © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Oskar Friedolin Herzberg, Ohne Titel [Buch mit Noten], vor 1918, Inv. Nr. 3970. © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

Die Ausstellung Anima-L präsentiert erstmals eine Vielzahl historischer und zeitgenössischer künstlerischer Werke der Sammlung Prinzhorn, in denen Tiere als Stellvertreter für seelische Ausnahmeerfahrungen auftreten. Tiere veranschaulichen hier Emotionen, sind Projektionsfläche für Identität, Mittel zur Kommunikation oder Spiegelbilder menschlichen Verhaltens. 

In „La Création“ widmet sich Konrad Zeuner der Erschaffung und Bedeutung von Tier und Mensch. Hans Wühr und Caterina Gendriess zeigen Urtiere und fantastische Geschöpfe, die am Beginn der Erde „Wirklichkeit gewesen sein könnten“. Das Überleben des Stärkeren oder am besten Angepassten steht auch für die Erfahrung in der Anstalt, ebenso wie das ambivalente Motiv der Jagd: Wer ist Jäger, wer Beute? 

Gesellschafts- oder Psychiatriekritik wird in tierischer Figuration humorvoll oder bissig in Szene gesetzt. Franz Hamminger brandmarkt die Anstalt als „Abdekerei“ und stellt Psychiater als Affen und Rhinozerosse dar, die ihre Patient*innen schinden. Und Karl Genzel betitelt sein geschnitztes Holzrelief eines knienden Wiederkäuers als „Kuh, die auf katholisch geht“. 

Tiere mit menschlichen Gesichtszügen sind oftmals Untiere. Als Ungeheuer, Teufel oder Dämonen verkörpern sie das Bedrohliche, Unheimliche, Unaussprechliche. Ein Beispiel ist die „Teufelsziege“, die einem Patienten um 1926 im Wald erschienen war und von ihm in einer beeindruckenden Kohlezeichnung umgesetzt wurde. 

Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Sexualität findet durch innige, aber auch irritierende Tier-Mensch-Kompositionen Ausdruck. Tiere können für Patient*innen Trost und Heilung verheißen, etwa in Gestalt des regenerationsfähigen Phönix. Sie stehen jedoch auch für Unglück, Kummer und Angst wie in den Traumbildern von Lea Hürlimann. Der Vogel symbolisiert Freiheit, der Schmetterling ist Metapher für Seele, Verwandlung und Auferstehung.  

Reittiere als Vehikel in eine utopische Welt und Hybride zwischen Tier und Mensch, Tier und Technik, Tier und Pflanze, Tier und Architektur oder Tier und Musikinstrument lassen als Sinnbilder für Kreativität eine faszinierende Zwischensphäre anklingen und öffnen das Tor zur Fantasie. 

Neben fantastischen Tiermotiven werden jedoch auch beeindruckend spezifische Studien nach der Natur präsentiert – die Besatzung der „Arche Noah“ ist von Insektenskizzen bis zu Raubtierdarstellungen vertreten.

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