Hans Michael Wühr
Eine spannende Facette psychedelischer Kunst in unserer Sammlung sind die Werke von Hans Wühr. Sein Werk kennzeichnen vor allem feinlinige Zeichnungen, die frei einem Bewusstseinsstrom zu folgen scheinen und dabei groteske Gesichter und Mischwesen ausbilden. Starke Farbkontraste erinnern an orientalische Kunst.
Nach Ausbombung der Familie in Berlin floh Hans Wühr mit Mutter und Schwester in ein bayerisches Dorf. Die Geschwister lebten in einer Fantasiewelt, die sie „das Nichts“ nannten. Später begannen sie gemeinsam ein Grafikstudium in München. Hans Wühr ging dann 1961 kurz an die Kunstakademie in Wien, um bald als freier Künstler nach Marokko zu ziehen. Dort geriet er in existenzielle Nöte. Er nahm weiche Drogen und beschäftigte sich mit fernöstlicher Mystik und Schamanentum.
Krank kam er nach Paris, wo ihn 1965 seine Schwester in der Salpetrière fand. Nach dem Sturz in einen Metroschacht war er mit schweren Kopfverletzungen als Drogenopfer eingeliefert worden. Seither wechselten kurze Psychiatrieaufenthalte mit Zeiten in seiner Familie. Konstant malte und zeichnete Wühr. 1966 zeigte die Münchner Galerie Carroll seine einzige Einzelausstellung. Von 1973 bis 1976 lebte er in der Künstlerkolonie Worpswede. Die Psychopharmaka setzte er ab, um wieder künstlerisch arbeiten zu können. 1981 warf sich Hans Wühr vor einen Zug.
2015 erhielt die Sammlung Prinzhorn von seiner Schwester ein Konvolut von rund 1500 Blättern. Es handelt sich um feinlinige Zeichnungen von grotesken Gesichtern und Mischwesen in teilweise starken Farbkontrasten, die frei einem Bewusstseinsstrom zu folgen scheinen.
In der Ausstellung sind zahlreiche fantastische Tierdarstellungen von Wühr vertreten, meist Tuschezeichnungen, die mit äußerst feinem Strich, Detailreichtum und überbordender Fantasie faszinieren. Ein spannender, eigenständiger Beitrag zur psychedelischen Kunst.