Johannes Friedrich


![Liniertes Blatt mit Bildbeschreibung: „Bild N. 6: Ist in Heidelberg in der IrreKlinnig im Hof. N1 ist ein Luftloch. N2 ist eine Laubrewe [Laubrebe]. N3 is ein Fenster einer Tobzelle mit Sant. Da war ich 14 Tage drinnen. N4 ist ein Gegellsbil [Kegelspiel]“](/fileadmin/_processed_/6/c/csm_Friedrich_Johannes_1337_fol6_verso_d2e60896b8.jpg)
(Mannheim 1893–1908 nachgewiesen in der Psychiatrischen Klinik Heidelberg)
Die Krankengeschichte von Johann Friedrich erwähnt das immer wieder „zwanghafte“ Weglaufen und Herumirren seit seinem 4. Lebensjahr. Friedrich besuchte lediglich eine Hilfsschule. 11-Jährig kam er zwischen 1903 und 1904 in die Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder in Kork/Kehl, aus der er nach 10 Monaten entweichen konnte. Bei seinen Wanderungen hatte er laut Krankenakte oft Umgang mit Landstreichern, wurde früh kriminell, entwickelte einen „Hang zum Stehlen“ und verdingte sich als Tagelöhner. Als 15-Jähriger wurde Friedrich 1908 in die Psychiatrische Klinik Heidelberg eingewiesen. Dort entstand in einem Schulheft die Zeichnung der Tobzelle, in der er laut Bildbeschreibung 14 Tage verbrachte. Nach 3 Monaten wurde er nach Wiesloch verlegt. Von dort konnte er 1909 fliehen. Ein weiterer Aufenthalt in Wiesloch 1910 endete mit seiner erneuten Flucht, die ihn nach Hamburg führte. Dort war er in der Anstalt Friedrichsberg und anschließend in der Anstalt Langenhorn untergebracht, bevor er 1911 nach Wiesloch zurückverlegt wurde. Hier konnte er 1913 „gebessert“ zu seinen Angehörigen entlassen werden. Danach gelang es Friedrich, für kurze Zeit in die französische Fremdenlegion einzutreten. Da er bald als „dauernd garnisons- und felddienstunfähig“ eingestuft worden war, beantragte das Auswärtige Amt Ende 1913 bei der französischen Regierung seine Entlassung. Eine letzte Aktennotiz vom März 1915 legt nahe, dass seitens der französischen Regierung keine Reaktion erfolgt war. Ob er den Ersten Weltkrieg überlebte, ist nicht bekannt.