Franz Kleber
(Dietersdorf bei Neunburg 1843 – 1908 Regensburg)
Der unehelich geborene Hausierer erregte 1890 in der Münchner Michaels-Kirche Aufsehen und wurde erst in die Kreisirrenanstalt der Stadt, dann in die Regensburger Anstalt eingewiesen, wo er bis zu seinem Tod blieb. Er halluzinierte, hörte Stimmen und meinte, sich in einer Seelenreinigungsanstalt zu befinden. In Klebers Kopf stritten sich die Stimmen seiner Mutter, König Ludwigs und Gottvaters darüber, wessen Kind er sei. In der Anstalt schrieb Kleber zunächst Gebete und erfand Maschinen, u.a. ein Perpetuum mobile. Später formte er viele nützliche Gegenstände aus Fundmaterial.
Über neun Jahre (1898-1908) stellte Kleber ein 60seitiges Buch mit ausgerissenen Zeitungstexten zusammen. Als Klebemittel verwendete er zerkautes Brot. Seine Texte sind zumeist unverständlich, da er die übliche Satzstruktur und Interpunktion weitgehend vernachlässigte. Er wollte jedoch zweifellos, dass sie von Religion, Philosophie, bürgerlicher Pflicht und Politik handeln. Viel Mühe verwendete er darauf, ein gedrucktes Buch zu imitieren – sicherlich aus dem Wunsch, auch außerhalb der Anstalt mit seinen Äußerungen ernst genommen zu werden.