Sammlung Künstler*innen

Hermann Behle

Zeichnung von Hermann Behle
Hermann Behle, ohne Titel, 1907, Inv. Nr. 71 recto © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Zeichnung von Hermann Behle mit männlicher Figur in frontaler Haltung mit ausladendem Kopfputz beziehungsweise Helmzier.
Hermann Behle, ohne Titel, vor 1921, Inv. Nr. 76/4 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Zeichnung von Hermann Behle
Hermann Behle, phantastische Figur, 1920, Inv. Nr. 76 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

(Kohlstädt 1867– bis 1929 nachweisbar in der Heilanstalt Lindenhaus bei Lemgo)

Der Wiesenbauer und Arbeiter Hermann Behle wurde 1867 im lippischen Kohlstädt geboren. Sein Vater war Alkoholiker, seine Mutter starb in der psychiatrischen Anstalt Lindenhaus in Lemgo, sein Bruder war dort ebenfalls Insasse. 1904 kam Behle mit der Diagnose eines „Delirium tremens“ ins Landeskrankenhaus Detmold und anschließend ebenfalls ins Lindenhaus.

Nach seiner Entlassung wurde er bis 1929 mehrmals erneut in die Anstalt aufgenommen. Die Diagnose lautete „manisch-depressives Irresein mit epileptischen Erscheinungen“. Immer wieder konnte er aus der Anstalt fliehen. 1913 sperrte man ihn „wegen Gemeingefährlichkeit“ in das Untersuchungsgefängnis Detmold, dann wieder ins Lindenhaus. 1925 wurde er in der Anstalt als Invalide eingestuft, da man ihn nicht mehr zu selbständiger Arbeit in der Lage sah.

Behle galt als unruhiger Patient. In Erregungszuständen zertrümmerte er sein Bett und zerriss seine Decken. Dem Psychiater erklärte er, es flögen ihm immer Spinnen vor seinen Augen herum. Zwischen seinen Anstaltsaufenthalten vertrank er sein Geld und bedrohte diejenigen, die ihn am Trinken hindern wollten. Er äußerte, er wolle in Holland die Tochter des Kaisers heiraten, er sei Sohn des Prinzen Woldemar zur Lippe und werde selbst bald der Fürst zur Lippe sein. 1929 beurlaubte ihn die Anstalt. Mehr ist über sein Leben nicht überliefert.

Laut Krankenakte betätigte sich Behle nur in Phasen der Manie künstlerisch. Er zeichnete häufig mit Bleistift, Farbstift und Kreide auf Toilettenpapier, u. a. ein ruhendes Fabeltier mit zwei dünnen gebogenen Hörnern und langer Schnauze. Hans Prinzhorn stellte Behle in Bildnerei der Geisteskranken (1922) unter dem Pseudonym Beil als einen „schizophrenen Meister“ ausführlich vor. 
 

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